Book description
Die Biographie zu Heinrich Claß, zwischen 1908 und 1939 Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes, widmet sich einem zentralen Vertreter der „nationalen Opposition“ zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Neben seinem Beruf als Rechtsanwalt betätigte er sich seit der Jahrhundertwende in der antisemitisch-völkischen Bewegung. Sein rasanter Aufstieg im Alldeutschen Verband ermöglichte die Durchsetzung des folgenden Radikalisierungskurses. Claß forderte bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Diktatur, wirkte nach 1918 maßgeblich bei Putschplanungen gegen die Weimarer Republik mit und verfolgte nach 1923 einen Legalitätskurs, der seinen Vertrauten Alfred Hugenberg 1928 als DNVP-Parteivorsitzenden und Reichskanzlerkandidaten für ein Diktaturkabinett positionieren sollte. Die folgende Kooperation der DNVP mit der NSDAP führte 1933 zum Eintritt der Deutschnationalen in die Hitler-Regierung, die zentrale Programmpunkte von Claß umsetzte.Erstmals wird Claß’ Rolle innerhalb der radikalen Rechten vom Kaiserreich bis in den Nationalsozialismus ausführlich behandelt und in den biographischen Zusammenhang von weltanschaulicher Sozialisation, Rechtsdenken und politischen Ordnungskonzeptionen einer bildungsbürgerlichen Diktaturregierung gestellt.
Table of contents
- Dank
- Einleitung
-
1 Sozialisation und Weltwahrnehmung: Personen, Regionen und Institutionen
- 1.1 Jurisprudenz, Beamtentum, Konfession: Konturen einer rheinhessischen Aufstiegsfamilie
- 1.2 Recht und Geschichte: Studienjahre in Berlin, Freiburg und Gießen
- 1.3 Rechtsanschauungen: Wille, Interessen, Zweck und Kampf ums Recht
- 1.4 Weltanschauungen: Bismarck, Parlamentarismus, Antisemitismus und Rassismus
- 1.5 Recht als Profession: Rechtsanwalt als Beruf
- 1.6 Kunst, Kultur und Wein: Zwischen Weltläufigkeit und rheinhessischer Provinz
- 1.7 Bürgerliche Selbständigkeit und politische Selbstverwirklichung
-
2 Wege zur Macht
- 2.1 Heinrich Claß im Alldeutschen Verband um die Jahrhundertwende
- 2.2 Führungsstruktur und Mobilisierungspolitik
- 2.3 Reichstagswahlniederlage und Plauener Verbandstag: Das Wendejahr 1903
- 2.4 „Volksbesiedlungsgebiet“, Ressourcenmarkt und Flottenstützpunkt: Marokko 1904/05
- 2.5 Machtpolitik 1905 – 1907
-
3 Führungswille und Oppositionspolitik
- 3.1 Machtübernahme: Die Führungskrise um Ernst Hasse 1907/08
- 3.2 Programmatische Geschichtspopularisierung: Der „Einhart“ 1909
- 3.3 Machtkonsolidierung: Die Umstrukturierung des Alldeutschen Verbandes: 1908 – 1910
- 3.4 Das Dilemma der Oppositionspolitik: Strategien und Entscheidungen 1908 – 1910
- 3.5 Imperiale Raumpolitik und Angriffskrieg gegen Frankreich: Die Marokko-Krise 1911
- 3.6 Wahlrecht, Diktatur, Antisemitismus: „Wenn ich der Kaiser wär’“ als radikale „Reichs-Reform“ 1912
- 3.7 Kriegserwartungen und Rüstungsforderungen
-
4 Kriegszielpolitik und der Primat des Staates
- 4.1 Mobilisierung, Nerven und Tod: Kriegserfahrungen
- 4.2 Innenpolitische Reformen, Annexionen und „völkische Flurbereinigung“ als „Kriegszwecke“: Die Kriegszieldenkschrift 1914/15
- 4.3 Hausdurchsuchung, Zensur und der Kampf um die öffentliche Meinung
- 4.4 „System“-Kämpfe: Alldeutscher Verband und Theobald von Bethmann Hollweg
- 4.5 „Weltvolk“, „Weltmacht“ und „Neuordnung der Erde“: Die Kriegszieldenkschrift 1917
- 4.6 Zentralisierungen der Macht: Personalpolitik und Modernisierung des Alldeutschen Verbandes 1914/17
- 4.7 Sammlungs- und Erosionsprozesse. Zäsuren 1917/18
- 5 Radikalisierungspolitik und Revolutionserfahrung
-
6 Sammlungsversuche und Diktaturpolitik
- 6.1 Diktaturplanungen und Nationalsozialisten 1919/22
- 6.2 Inflation 1920 – 1923
- 6.3 Zwischenspiel: Diktatur und Führerprinzip im Alldeutschen Verband 1921
- 6.4 Alldeutscher Verband und DNVP: 1919 – 1923
- 6.5 Alldeutsche Diktaturpläne: Staatsstreich und „Notverfassungsentwurf“ 1923
- 6.6 Alldeutscher Verband und Hitlerputsch
- 6.7 „Parlamentarisierung“ des Alldeutschen Verbandes: Strategische Lernprozesse nach dem Hitlerputsch
- 6.8 Alldeutscher Verband und DNVP: 1924 – 1925
-
7 Diktaturplanungen und Putschgerüchte 1925/26
- 7.1 Deutungen der Putschgerüchte um Heinrich Claß
- 7.2 Heinrich Claß und Adolf Hitler 1924/26
- 7.3 Nachholende politische Kämpfe: Gustav Stresemann und Heinrich Claß
- 7.4 Der Putsch-Prozess als Vabanque-Politik: Die sozialdemokratische Regierung in Preußen, Heinrich Claß und Reichspräsident Paul von Hindenburg
- 7.5 Politische Ausdeutung des „rechtsschöpfenden“ Rechts- und Staatsverständnisses von Heinrich Claß
- 7.6 Zwischenbetrachtung – Staatstheoretische Kontextualisierung der „Notverfassung“: Diskussionen innerhalb der Staatsrechtslehre um die Ausdeutung der Weimarer Reichsverfassung: Hans Kelsen, Rudolf Smend und Carl Schmitt
- 8 Politik der parlamentarischen Legalität
- 9 Umgehungen und Entscheidungen 1932
-
10 Staatsrechtliche und politische Positionierungen 1932/33
- 10.1 Der „Preußenschlag“ und das autoritäre Kabinett Franz von Papen als Modus Operandi
- 10.2 „Staatsnotstand“, Diktatur und der Bruch mit der NSDAP
- 10.3 Der Kampf um das Papen-Kabinett und die „Schlüsselstellung“ der DNVP
- 10.4 Kurt von Schleichers „Querfront“ als „Rückfall in den Parlamentarismus“
- 10.5 Der Kampf um den Staatsnotstand: Das „Sofortprogramm“ des Alldeutschen Verbandes vom Dezember 1932
- 11 Das Hitler-Hugenberg-Papen-Seldte-Kabinett 1933
- 12 Im Nationalsozialismus 1933/39
- 13 Zwischen Zweitem Weltkrieg, Nachkriegsordnung und deutscher Teilung 1939 – 1953
- Schlussbetrachtungen
- Anhang 1
- Anhang 2
- Abkürzungsverzeichnis
-
Bibliographie
-
Archive
- Bundesarchiv-Berlin (BA-Berlin)
- Bundesarchiv-Koblenz (BA-Koblenz)
- Bundesarchiv/Militärarchiv-Freiburg (BA-Freiburg)
- Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes (PAAA)
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv (BHSTA München)
- Bayerisches Hauptstaatsarchiv/Kriegsarchiv (BHSTA/Kriegsarchiv München)
- Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin (GSTA)
- National Archives Washington D.C.
- Staatsarchiv Moskau (Sonderarchiv)
- Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft (ABBAW)
- Institut für Zeitgeschichte München (IfZ)
- Hessisches Staatsarchiv Darmstadt (HSTA Darmstadt)
- Hauptstaatsarchiv Stuttgart (HSTA Stuttgart)
- Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar
- Nationalarchiv Bayreuth
- Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg
- Staatsarchiv Leipzig (STA Leipzig)
- Landesarchiv Berlin
- Niedersächsisches Landesarchiv/Staatsarchiv Osnabrück (NSLO)
- Landesarchiv Schleswig-Holstein
- Wiener Stadt- und Landesarchiv
- Archiv der Hansestadt Lübeck
- Stadtarchiv Dresden (STA Dresden)
- Stadtarchiv Essen (STA Essen)
- Stadtarchiv Friedberg (STA Friedberg)
- Stadtarchiv Göttingen (STA Göttingen)
- Stadtarchiv Ingelheim (STA Ingelheim)
- Stadtarchiv Jena (STA Jena)
- Stadtarchiv Mainz
- Stadtarchiv Mönchengladbach (STA Mönchengladbach)
- Stadtarchiv Pirna (STA Pirna)
- Archiv für Christlich-Demokratische Politik der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
- Archiv des Karlsruher Instituts für Technologie
- Bergbaumuseum/Archiv Bochum
- Deutsches Literaturarchiv Marbach (DLA Marbach)
- Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg (FZH)
- International Institute of Social History Amsterdam (IISHA)
- Krupp Archiv Essen
- Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig (IfL)
- PAH Gaertringen
- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
- Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv Köln
- Universitätsarchiv Freiburg (UAF)
- Universitätsarchiv Gießen
- Universitätsarchiv Göttingen
- Universitätsarchiv Humboldt-Universität zu Berlin
- Sammlung Alfred Hugenberg Rohbraken
- Zeitungen
- Sekundärliteratur
-
Archive
- Abbildungsnachweis
- Personenregister
Product information
- Title: Anwalt für die Diktatur
- Author(s):
- Release date: September 2024
- Publisher(s): De Gruyter Oldenbourg
- ISBN: 9783111341200
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