92 Kapitel 3: Bereitstellungsplattform
dem MS-DOS-Befehl XCopy auf neue Hardware kopieren wollten. Abbilder auf Sektorbasis bringen
einige Einschränkungen mit sich:
Der auf der Festplatte des Zielcomputers vorhandene Inhalt wird zerstört, wodurch Migrations-
szenarien komplizierter werden.
Das Festplattenlaufwerk wird exakt kopiert. Daher kann das Abbild nur auf Partitionen installiert
werden, die von derselben Art und mindestens genauso groß sind wie die Quellpartition auf dem
Mastercomputer.
Eine direkte Bearbeitung der Abbilddateiinhalte ist nicht möglich.
Diese Beschränkungen der Abbilder auf Sektorbasis haben Microsoft veranlasst, ImageX und das
dazugehörige .wim-Abbilddateiformat zu entwickeln. Sie können mit ImageX ein Abbild erstellen,
das Abbild bearbeiten, ohne den Umweg über Extraktion und Neuerstellung gehen zu müssen, und
das Abbild in Ihrer Umgebung bereitstellen – alles mit demselben Werkzeug.
Da ImageX auf Dateiebene arbeitet, hat es zahlreiche Vorteile. Es bietet größere Flexibilität und um-
fassendere Kontrolle über Ihre Abbilder. Zum Beispiel können Sie ein Abbild in einem Ordner bereit-
stellen und dann mit einem ganz gewöhnlichen Dateiverwaltungsprogramm wie Windows-Explorer
Dateien zum Abbild hinzufügen, aus dem Abbild kopieren oder daraus löschen. ImageX ermöglicht
eine schnellere Bereitstellung von Abbildern und schnellere Installationen. Mit dem Abbildformat auf
Dateibasis
können
Sie
Abbilder
auch
ohne
Zerstörung
vorhandener
Daten
bereitstellen,
wobei
ImageX
das Festplattenlaufwerk des Zielcomputers nicht löscht.
ImageX unterstützt auch hoch komprimierte Abbilder. Erstens unterstützen .wim-Dateien die Ein-
instanzspeicherung: Dateidaten werden getrennt von Pfadinformationen gespeichert, sodass .wim-
Dateien auch Dateien, die in mehreren Pfaden vorkommen, nur einmal zu speichern brauchen. Zwei-
tens unterstützen .wim-Dateien zwei Komprimierungsalgorithmen, nämlich einen schnellen und einen
hoch komprimierenden. Dadurch erhalten Sie eine gewisse Kontrolle über die Größe Ihrer Abbilder
und über die Zeit, die zur Erstellung und Bereitstellung der Abbilder erforderlich ist.
Bereitstellungsszenarien
Für eine automatisierte Bereitstellung von Windows 7 gibt es im Wesentlichen vier Szenarien: Com-
puteraktualisierung (direkte Aktualisierung, Vor-Ort-Aktualisierung), Neuer Computer (Löschen-und-
Laden), Computerauffrischung und Computerersatz. Die folgenden Abschnitte geben Ihnen einen
Überblick über diese Szenarien.
Computeraktualisierung
Sie können eine direkte Aktualisierung (in place) von Windows Vista Service Pack 1 (SP1) auf Win-
dows 7 durchführen. Das bedeutet, dass Sie Windows 7 installieren können und dabei Ihre Anwen-
dungen, Dateien und Einstellungen behalten, wie sie in der Vorgängerversion Windows Vista waren.
Wenn Sie von Windows XP auf Windows 7 aktualisieren möchten, müssen Sie allerdings das Szenario
Computerauffrischung wählen, bei dem die Dateien und Einstellungen erhalten bleiben, aber nicht die
Anwendungen. Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie im Abschnitt »Computerauf-
frischung« dieses Kapitels.
Eine Aktualisierung ist vielleicht der einfachste Weg, Windows 7 bereitzustellen, aber dabei ergibt
sich auch das Risiko, falsche Konfigurationen und nicht autorisierte Software oder Einstellungen zu
übernehmen. In vielen Fällen ist die vorhandene Systemkonfiguration nur schwer einzuschätzen und
eine Kontrolle der Änderungen sehr schwierig. Durch eine Aktualisierung eines Computers, auf dem
Windows Vista mit Service Pack 1 verwendet wird und der sich in einem unbekannten Zustand
Bereitstellungsszenarien 93
befindet, auf Windows 7 ändert sich nicht der Status des Computers – der Zustand ist immer noch
unbekannt. Für verwaltete Umgebungen eignet sich das Szenario Neuer Computer besser, wobei die
Benutzerzustände übernommen werden, um ausgewählte Einstellungen beizubehalten (also das
Szenario Computerauffrischung).
Neuer Computer
Im Szenario Neuer Computer installieren Sie eine saubere Kopie von Windows 7 auf eine saubere
(frisch
partitionierte
und
formatierte)
Festplatte.
Dieses
Szenario
liefert
die
konsistentesten
Ergebnisse,
wobei sich die Konfiguration in einem bekannten Zustand befindet. Die Installation mit einer bekann-
ten Konfiguration auf einem sauberen Computer ist die Grundlage einer guten Konfigurationsver-
waltung. Nachfolgende Änderungen können Sie mit etablierten Änderungsüberwachungsprozessen
genau nachverfolgen.
Computerauffrischung
Das Szenario Computerauffrischung (Refresh Computer) ähnelt dem Szenario Neuer Computer. Der
Unterschied liegt darin, dass auf dem Zielcomputer bereits ein Windows-Betriebssystem installiert ist
und die Dateien und Einstellungen der Benutzer erhalten bleiben sollen (Abbildung 3.3).
Abbildung 3.3 Die Benutzerzustandsdaten bleiben erhalten
Um die Dateien und Einstellungen eines Benutzers von der alten Windows-Version auf Windows 7 zu
übernehmen, können Sie Migrationstechnologien wie USMT 4.0 verwenden. Dadurch können Sie
leichter dafür sorgen, dass bei der Einrichtung der bestmöglichen Systemkonfiguration keine Daten
verloren gehen. Weitere Informationen über USMT 4.0 erhalten Sie in Kapitel 7, »Übertragen der
Benutzerzustandsdaten«. Sie können sich das Szenario Computerauffrischung als Kombination der
Vorteile, die das Szenario Neuer Computer bietet, mit dem Vorteil vorstellen, Dateien und Einstellun-
gen beizubehalten.
Computerersatz
Windows-Migrationstechnologien wie das Windows-EasyTransfer-Tool und USMT 4.0 ermöglichen
die Übernahme von Daten von einem alten Computer, auf dem Windows XP oder Windows Vista
ausgeführt wird, auf einen neuen Windows 7-Computer. In diesem Szenario, das Computerersatz
(Replace Computer) genannt wird, führen Sie auf dem neuen Computer eine Neuinstallation durch
und übertragen die Dateien und Einstellungen vom alten Computer auf den neuen. Abbildung 3.4
stellt dieses Szenario schematisch dar.

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