Kapitel 6
Aufbau einer Datenbankinfrastruktur
124
6.1 Überwachung
Die Überwachung gehört zu den wichtigsten Aufgaben des Datenbankadministra-
tors. Dabei geht es nicht nur darum, über akute Probleme vor den Benutzern
informiert zu sein. Viel wichtiger ist es, potenzielle Probleme zu erkennen und gar
nicht erst entstehen zu lassen. Das einfachste Beispiel ist die Kapazitätsüberwa-
chung von Tablespaces und Dateisystemen.
Kommt es zum Problem, dann muss der Datenbankadministrator schnell und
präzise informiert werden. Oracle stellt den Enterprise Manager als Werkzeug zur
Überwachung zur Verfügung. Die dezentrale Variante, der Enterprise Manager
Express, läuft auf jedem Zielsystem und ist für kleinere Umgebungen sehr gut
geeignet. Für Strukturen mit vielen Datenbanken sollte der Enterprise Manager
Cloud Control eingesetzt werden. Er verfügt über einen zentralen Management
Server und ein zentrales Repository. Neben dem Monitoring kann er eine Reihe
weiterer Aufgaben, wie eine Jobverarbeitung oder Performance-Überwachung
übernehmen. Seine grafische Benutzeroberfläche vereinfacht die täglichen Tätig-
keiten des Administrators. Detaillierte Informationen zum Enterprise Manager
Cloud Control finden Sie in Kapitel 31.
Neben dem Oracle Enterprise Manager gibt es eine Reihe von Werkzeugen, die
durch Drittanbieter zur Verfügung gestellt werden. So bietet die Firma Quest ver-
schiedene Produkte an. Der Vorteil beim Enterprise Manager liegt darin, dass er
mit jeder neuen Version sofort verfügbar ist, während andere Anbieter etwas Zeit
benötigen, ihre Tools an die neue Version anzupassen. Wenn Sie eine Datenban-
kinfrastruktur betreiben, dann können Sie neue Versionen erst dann einsetzen,
wenn die Infrastruktur diese einschließen kann. Andererseits, aus der Praxis gese-
hen, werden neue Oracle-Versionen nicht sofort nach Erscheinen produktiv einge-
setzt. Es bleibt also genügend Zeit, die Infrastruktur an die neue Version
anzupassen und auf die angepassten Produkte der Drittanbieter zu warten.
Nicht selten werden auch eigene, selbstgebaute Skripte für die Überwachung von
Datenbanken eingesetzt. Dieses Vorgehen sollte keineswegs als überholt abge-
stempelt werden. Die Frage ist, wie groß die zu betreuende Infrastruktur ist.
Bedenken Sie, dass zum Beispiel der Einsatz des Enterprise Manager Cloud Con-
trol nicht zum Nulltarif zu haben ist. Seine Wartung und Betreuung kosten Zeit-
aufwand. Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass der Enterprise Manager zu
den eher betreuungsintensiven Werkzeugen gehört. Auch wenn Sie den Enter-
prise Manager für eine relativ kleine Umgebung einsetzen, muss sich ein Admi-
nistrator fast exklusiv um das Produkt kümmern.
Eine Alternative für kleine Umgebungen ist der Enterprise Manager Express. Sein
Nachteil besteht darin, dass er in jeder Zieldatenbank eingerichtet werden muss
und der Betreuungsaufwand mit zunehmender Anzahl von Zielen nach oben
geht. Während der Aufwand für fünf bis acht Datenbanken noch als sinnvoll anzu-
6.1
Überwachung
125
sehen ist, wird er bei zwanzig Datenbanken bereits fraglich. Dann ist ein Monito-
ring mit zentraler Verwaltung anzustreben.
Abb. 6.1: Die Architektur des Enterprise Manager Cloud Control
Da beginnt auch der Bereich, wo sich der Einsatz des EM Cloud Control noch
nicht lohnt und andererseits ein zentralisiertes Monitoring benötigt wird. Hier
kann ein Monitoring mit Skripten eine durchaus sinnvolle Lösung darstellen. Das
Monitoring sollte zentral aufgesetzt werden, um den Administrationsaufwand zu
begrenzen. So können auf einem zentralen Server die Connect Strings der zu
überwachenden Datenbanken hinterlegt und die Public SSH Keys ausgerollt wer-
den. Die Skripte können dann mit SSH und SQL*Plus arbeiten und Anweisungen
direkt auf den Zielsystemen ausführen. In Abbildung 6.2 finden Sie eine Darstel-
lung der Architektur.
Kapitel 6
Aufbau einer Datenbankinfrastruktur
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Abb. 6.2: Architektur für Monitoring mit Skripten
Das Grundprinzip eines jeden Monitoring ist: No news is good news. Der Administ-
rator wird nur dann benachrichtigt, wenn ein Fehler auftritt. Beim Monitoring mit
Skripten besteht die Gefahr, dass ein Ausfall unbemerkt bleibt. Deshalb ist es
erforderlich, ein zusätzliches Skript laufen zu lassen, das überprüft, ob das Moni-
toring aktiv ist.
Das Monitoring überprüft im Takt von 5 Minuten die Basisfunktionen der Daten-
bank und macht einen Eintrag in die Monitoring-Tabelle. Das zusätzliche Skript
liest die Monitoring-Tabelle aus und sendet einen Alarm, wenn keine aktuellen
Einträge in der Tabelle vorhanden sind. Damit ist eine hohe Sicherheit gegeben,
dass ein Ausfall des Monitoring zeitnah bemerkt wird. In Listing 6.1 sehen Sie den
Inhalt der Monitoring-Tabelle.

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