7.2
Backup and Recovery-Strategien
151
Die »Fast Recovery Area« (FRA) ist ein Verzeichnis, ein Dateisystem oder eine
Disk-Gruppe im Automatic Storage Management (ASM). Sie dient als Stan-
dardspeicherort für Recovery- und Flashback-Dateien. Die Einrichtung einer Fast
Recovery Area ist Voraussetzung für das »Flashback Database«-Feature.
Oracle unterscheidet im Zusammenhang mit Backup and Recovery die folgenden
Fehlertypen:
Media Failure
Database Instance Failure
Statement Failure
Process Failure
User Error
Ein Media Failure tritt auf, wenn ein Defekt in einer Datenbankdatei vorliegt.
Dabei kann es sich um eine zeitweise Störung oder einen dauerhaften Schaden
einer Festplatte oder eines Controllers handeln.
Ein Instance Failure liegt vor, wenn durch ein Problem die Datenbankinstanz zum
Absturz gebracht wird. Typische Fehlerursachen sind Unterbrechungen infolge
eines Stromausfalls oder ein Absturz des Betriebssystems.
Ein logischer Fehler bei der Abarbeitung eines Befehls wird Statement Failure
genannt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn eine INSERT-Anweisung abbricht,
weil ein Tablespace voll ist und nicht erweitert werden kann.
Ein Process Failure wird durch die Unterbrechung eines Prozesses der Instanz oder
eines Benutzers verursacht. Der Hintergrundprozess PMON erkennt abgebro-
chene Prozesse und veranlasst das Ausführen eines Rollbacks. Alle von diesem
Prozess reservierten Ressourcen werden danach freigegeben.
Ein User Error ist ein Fehler, der Auswirkungen auf den Inhalt der Datenbank hat.
Das unbeabsichtigte Löschen von Sätzen oder Tabellen ist ein typischer Fehler.
Features wie »Flashback Table« erleichtern die Beseitigung von Benutzerfehlern.
7.2 Backup and Recovery-Strategien
Bevor Sie eine Produktionsdatenbank in Betrieb nehmen, sollte die Backup-Strategie
entwickelt und getestet sein. Neben der Zuverlässigkeit der Backup-Methode müs-
sen Sie die Vorgaben für die Wiederherstellungszeiten in Ihre Überlegungen einbe-
ziehen. Die Laufzeiten von Restore und Recovery sind maßgeblich von der gewählten
Backup-Strategie abhängig. Geforderte Wiederherstellungszeiten können in Form
einer Projektdokumentation oder als vertraglich zugesichertes Service Level Agree-
ment vorliegen. Liegt ein SLA vor, dann kann die Nichteinhaltung von Wiederher-
stellungszeiten im Ernstfall rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich
ziehen. Dies unterstreicht die Bedeutung einer maßgeschneiderten Strategie.
Kapitel 7
Backup and Recovery
152
Vor dem Erstellen einer Strategie sollten die grundlegenden Abforderungen
bekannt und festgeschrieben sein. Eine nachträgliche Anpassung der Strategie hat
in der Regel umfangreiche technische Änderungen zur Folge. Folgende drei
Anforderungen bilden die Basis für das Festlegen der Strategie:
Maximale Wiederherstellungszeiten
Zeitpunkte der Wiederherstellbarkeit
Verfügbarkeit der Datenbank für die Benutzer
Die Wiederherstellungszeit ist der Zeitraum, den Sie benötigen, um die Daten-
bank den Benutzern zum normalen Betrieb wieder zur Verfügung zu stellen.
Beachten Sie dabei, dass in Service Level Agreements unter Umständen der Zeit-
punkt des Absturzes als Beginn der Wiederherstellungszeit definiert ist. Damit
verkürzt sich die Zeit für den technischen Wiederherstellungsprozess.
So kann es bei einem Verlust der Datenbank zu einem ungünstigen Zeitpunkt
erforderlich sein, dass die Archived Redo Log-Dateien für einen langen Zeitraum
nach dem letzten Backup für den Recovery-Prozess herangezogen werden müs-
sen. Wenn Sie sich in einer geteilten Infrastruktur befinden, kann es zu einer Ver-
längerung der Wiederherstellungszeit durch den Einfluss anderer Systeme
kommen. So kann beispielsweise eine andere Datenbank Bandlaufwerke blockie-
ren oder Ressourcen im Backupserver beanspruchen. Auch eine ungewöhnlich
hohe Belastung des Netzwerks kann die Restore-Zeiten negativ beeinflussen.
Die überwiegende Mehrheit von Produktionsdatenbanken wird im Archivelog-
Modus betrieben und kann damit zu einem beliebigen Zeitpunkt wieder herge-
stellt werden. Die Wiederherstellbarkeit wird gefährdet, wenn mit NOLOGGING-
Operationen gearbeitet wird. Diese Funktionalität wird insbesondere im Data
Wichtig
Unterziehen Sie die vorliegenden Service Level Agreements regelmäßigen Über-
prüfungen hinsichtlich der Einhaltung von Wiederherstellungszeiten. Ein
Wachstum der Datenbanken oder Veränderungen in der Infrastruktur können
zu veränderten Zeiten führen. Mit einem Wiederherstellungstest lässt sich
gleichzeitig feststellen, ob die Sicherung fehlerfrei ist.
Vorsicht
Die Wiederherstellungszeit kann Schwankungen unterliegen, insbesondere
wenn geteilte Ressourcen verwendet werden. Testen Sie deshalb immer ein
»Worst Case-Szenario« aus Sicht der Datenbank und der Infrastruktur.

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