Kapitel 11 Statistische Funktionen
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Siehe auch KORREL(), ACHSENABSCHNITT(), BESTIMMTHEITSMASS(), RGP(), STEIGUNG(),
STFEHLERYX()
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Regression.xls (Excel 97-2003) bzw. Regression.xlsx (Excel 2007/2010) auf dem Arbeitsblatt Pearson.
POISSON.VERT() / POISSON()
POISSON.DIST() / POISSON()
Syntax POISSON.DIST(x; Mittelwert;kumuliert)
Definition Die Funktion POISSON.VERT() gibt Wahrscheinlichkeiten einer poissonverteilten Zufalls-
variablen zurück. Eine übliche Anwendung der Poissonverteilung ist die Modellierung der
Anzahl der Ereignisse innerhalb eines bestimmten Zeitraums, beispielsweise die Anzahl der
in einem Call-Center eingehenden Anrufe innerhalb einer Stunde, die einen sofortigen Vor-
orteinsatz mit sich bringen.
Argumente x (erforderlich) ist die Zahl der Fälle.
Mittelwert (erforderlich) ist der erwartete Zahlenwert.
kumuliert (erforderlich) ist der Wahrheitswert, der den Typ der Funktion bestimmt. Ist
kumuliert mit WAHR belegt, gibt POISSON.VERT() den Wert der Verteilungsfunktion der
jeweiligen Poissonverteilung zurück, also die Wahrscheinlichkeit, dass die Anzahl zufällig
eintretender Ereignisse zwischen 0 und einschließlich x liegt. Ist kumuliert mit FALSCH
belegt, gibt POISSON.VERT() den Wert der Wahrscheinlichkeitsfunktion zurück, also die
Wahrscheinlichkeit, dass die Anzahl der Ereignisse genau x sein wird.
Hinweis Ist x keine ganze Zahl, werden die Nachkommastellen abgeschnitten.
Ist x oder Mittelwert kein numerischer Ausdruck, gibt POISSON.VERT() den Fehlerwert #WERT! zurück.
Ist x kleiner 0, gibt POISSON.VERT() den Fehlerwert #ZAHL! zurück.
Ist Mittelwert kleiner oder gleich 0, gibt POISSON.VERT() den Fehlerwert #ZAHL! zurück.
Hintergrund Die Funktion POISSON.VERT(), benannt nach Denis Poisson (1781 bis 1840), liefert Wahrschein-
lichkeiten einer poisson-verteilten Zufallsvariable. Die Poisson-Verteilung ist ein besonderes Modell
für die Häufigkeit eines sogenannten »seltenen Ereignisses«. Sie beschreibt das Eintreffen voneinan-
der unabhängiger, gleichartiger, seltener Ereignisse in einer großen Anzahl von Elementen.
Ein Beispiel wäre das Eintreffen von Kunden an einem Schalter oder das Eingehen von Tele-
fonanrufen.
Die Poisson-Verteilung eignet sich besonders für Wahrscheinlichkeitsverteilungen, bei denen
sehr viele Ergebnisse aus einer Stichprobe vorliegen und die Wahrscheinlichkeit, dass das zu
untersuchende Ereignis eintritt, sehr klein ist.
Hier nähert sich die Poisson-Verteilung nämlich der Binomialverteilung an. Im Gegensatz
zur Binomialverteilung benötigt die Poisson-Verteilung (abgesehen von x) jedoch nur einen
Parameter – den Erwartungswert bzw. das Argument Mittelwert.
Für kleine Erfolgswahrscheinlichkeiten kann die Binomialverteilung also durch die Poisson-
Verteilung angenähert werden. D.h. sie gilt, wenn die durchschnittliche Anzahl der Ereignisse
das Ergebnis einer sehr großen Zahl von Ereignismöglichkeiten und einer sehr kleinen Ereig-
niswahrscheinlichkeit ist.
POISSON.VERT() / POISSON()
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Als Beispiel hierzu wird oft der radioaktive Zerfall erwähnt. Aus einer sehr großen Anzahl
von Atomen zerfällt in einer Zeiteinheit nur ein sehr kleiner Anteil der Atome. Dieser Zerfall
ist rein zufällig und unabhängig von den schon zerfallenen Atomen. Dies ist eine wesentliche
Voraussetzung für die Poisson-Verteilung.
Wie bereits erwähnt, geht das Poisson-Modell davon aus, dass das Ereignis sehr selten inner-
halb eines bestimmten Zeitintervalls auftritt. Es ist dabei aber dennoch nur von der Länge
des Intervalls und nicht von der Lage auf der Zeitachse abhängig.
Über die Poisson-Verteilung lässt sich also die Fehlerwahrscheinlichkeit bzw. ein Ereignis pro
Einheit ermitteln.
Die Funktion POISSON.VERT() berechnet die folgenden Formeln.
Für kumuliert = FALSCH:
Für kumuliert = WAHR:
Diese Formeln werden durch die Funktion POISSON.VERT() ersetzt mit x = Zahl der Fälle
und Mittelwert = erwarteter Zahlenwert. Das Argument kumuliert bestimmt, ob genau der
Mittelwert (kumuliert = FALSCH) oder höchstens der Mittelwert (kumuliert = WAHR)
erreicht werden soll.
PraxiseinsatzStellen Sie sich vor, Sie sind Reifenhändler. Sie haben eine eigene »Hausmarke«, deren Quali-
tät Sie über längere Zeit analysiert haben. Es hat sich herausgestellt, dass bei dem PKW-
Reifentyp Ihrer Hausmarke pro 100.000 gefahrenen Kilometern durchschnittlich vier Reifen-
schäden auftreten.
.VERT
!
x
e
POISSON
x
−λ
λ
=
0
!
x
x
k
e
CUMPOISSON
k
λ
=
λ
=
Abbildung 11.100: Die Analyse der Reifen ergibt
eine Fehlerquote von 4 auf 100.000 Kilometer
Kapitel 11 Statistische Funktionen
500
Die vier Ereignisse, also die Reifenschäden, sind im Vergleich zum Intervall, den 100.000
Kilometern, ein recht seltenes Ereignis. Deshalb gilt hier die Poisson-Verteilung.
Sie stellen sich folgende Frage:
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass nur genau drei Reifenschäden auf 100.000 km auf-
treten?
Sie haben folgende Werte für die Funktion POISSON.VERT() notwendigen Argumente:
x = 3 (Zahl der Ereignisse, die Sie untersuchen möchten)
Mittelwert = 4 (Zahl der erwarteten Ereignisse)
kumuliert = FALSCH, da Sie die Wahrscheinlichkeit errechnen möchten, mit der genau
die Anzahl der Ereignisse x eintritt
Das Ergebnis stellt sich wie in Abbildung 11.101 dar.
Mithilfe der Berechnung über die Funktion POISSON() ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit
von 19,54 %, dass genau drei Reifenschäden auf 100.000 Kilometer eintreten.
Möchten Sie wissen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass die Anzahl der Reifenschäden
auf 100.000 km zwischen 0 und einschließlich x, also 3, liegt, verwenden Sie für das Argu-
ment kumuliert den Wahrheitswert WAHR. Vergleichen Sie dazu die Abbildung 11.102.
Die Berechnung über die Funktion POISSON.VERT() liefert eine Wahrscheinlichkeit von
43,35 %, dass 0 bis 3 Reifenschäden auf 100.000 Kilometer eintreten.
Siehe auch EXPON.VERT()
CD-ROM Dieses Beispiel finden Sie auf der CD-ROM zum Buch im Ordner \Buch\Kap11 in den Arbeitsmappen
Wahrscheinlichkeit.xls (Excel 97-2003) auf dem Arbeitsblatt Poisson bzw. Wahrscheinlichkeit.xlsx (Excel
2007/2010) auf dem Arbeitsblatt Poisson.vert.
Abbildung 11.101: Berechnen Sie die
Wahrscheinlichkeit für genau drei Ereignisse
Abbildung 11.102: Berechnen Sie die
Wahrscheinlichkeit für 0 bis 3 Ereignisse

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