Kapitel 14 Finanzmathematische Funktionen
690
Hintergrund Um das finanzmathematische Äquivalenzprinzip
Leistung des Gläubigers = Leistung des Schuldners
bezogen auf den »Startpunkt« des Geschäfts umzusetzen, ist der Kurs eines festverzinslichen
Wertpapiers plus eventuell zu zahlende Stückzinsen gleich dem Barwert der zukünftigen in
diesem Wertpapier verbrieften Leistungen des Emittenten (Schuldners). Der Kurs wird als
Prozentfuß bezogen auf den Nennwert des Wertpapiers angegeben, also so, als ob der Nenn-
wert 100 Geldeinheiten beträgt. Im vorliegenden Fall besteht die zukünftige Leistung in der
Rückzahlung plus Nominalzinsen. Zinseszinseffekte treten nicht auf, da nur Bewertungen im
unterjährlichen Bereich vorgenommen werden. Beim Abzinsen wird nicht mit gebrochener
Laufzeit im Exponenten (ISMA-Methode), sondern mit einem gebrochenen, der Laufzeit
entsprechenden Zinssatz gerechnet.
Um die so definierte Rendite auszurechen, wird die Differenz zwischen den zukünftigen Leis-
tungen des Schuldners und der Gegenwartsleistung des Gläubigers (Käufers des Wertpa-
piers) ins Verhältnis zu dieser Gegenwartsleistung gesetzt:
Dabei berechnen sich die Zinsen aus dem jährlichen Nominalzinssatz bezogen auf die Differenz
zwischen Fälligkeits- und Emissionsdatum. Die Stückzinsen ermitteln sich genauso, nur dass
hier die Zeitspanne zwischen Kaufzeitpunkt und Emissionsdatum entscheidend ist. Die so
ermittelte Verhältniszahl wird durch proportionales Hochrechnen auf das Jahr zur Rendite.
Praxiseinsatz Eine Bundesanleihe von 2000 wurde mit einem Kupon von 5,250 % ausgestattet, der Fällig-
keitstermin wurde auf den 4.1.2011 festgelegt. Am 31.8.2010 betrug der Kurs 101,670. Wie
hoch war zu diesem Zeitpunkt die Rendite? Das Einsetzen der entsprechenden bekannten
Daten in RENDITEFÄLL() liefert 0,32 %. Das gleiche Ergebnis erhalten Sie auch mit der
Funktion RENDITE().
Siehe auch KURSFÄLLIG()
CD-ROM Das Beispiel finden Sie auf dem Arbeitsblatt RENDTEFÄLL in der Arbeitsmappe Einfache Zinsrech-
nung.xlsx (Excel 2007/2010) bzw. Einfache Zinsrechnung.xls (Excel 97-2003) im Ordner \Buch\Kap14
auf der CD-ROM zum Buch.
RMZ() PMT()
Syntax RMZ(Zins;Zzr;Bw;Zw;F)
Definition Diese Funktion liefert die Höhe der Rente (regelmäßige Zahlung) eines der Rentenrechnung
zuzuordnenden Vorgangs. Im Falle der Tilgungsrechnung ist hier die Annuität gemeint, falls
das Darlehen mittels Annuitätentilgung zurückgezahlt wird.
Wichtig Das von Excel verwendete finanzmathematische Äquivalenzprinzip
Leistung des Schuldners + Leistung des Gläubigers = 0
bedeutet, dass hinsichtlich des Vorzeichens zwischen Aus- und Einzahlungen (Kreditaufnahme und
Tilgung, Investition und Desinvestition) unterschieden werden muss.
()()Rückzahlung Zinsen Kurs Stückzinsen
Kurs Stückzinsen
+−+
+
RMZ()
691
Excel weicht hier vom in der finanzmathematischen Literatur gebräuchlichen Äquivalenzprinzip
Leistung des Schuldners = Leistung des Gläubigers
ab.
Argumente
Zins (erforderlich) gibt den Periodenzinssatz an. Oft handelt es sich dabei um einen Jahres-
zinssatz.
Zzr (erforderlich) erfasst die Anzahl der Zinstermine über die gesamte Laufzeit. Es wird
angenommen, dass diese Termine mit den Rentenzahlungsterminen zusammenfallen.
Bw (erforderlich/optional) ist der Anfangswert einer Richtung der Zahlungen. Für Auszahl-
pläne handelt es sich um den Kontostand am Anfang der Betrachtungen, bei Tilgungsplänen
um die Kreditsumme.
Zw (optional/erforderlich) ist der Endwert einer Richtung der Zahlungen. Bei Sparvorgängen
ist es das angestrebte Sparziel, bei Auszahlungsplänen ein gewünschter Kontostand am Ende
der Betrachtungen, bei Tilgungsplänen die im gegebenen Zeitraum angestrebte Restschuld.
F (optional) legt fest, ob die regelmäßigen Zahlungen zu Beginn der Zinsperioden (F = 1)
oder an deren Ende (F = 0) erfolgen. Wird das Argument nicht angegeben, rechnet Excel mit
F = 0.
Eines der beiden Argumente Bw und Zw muss unbedingt angegeben werden.
HintergrundDie fünf Funktionen BW() = Barwert, ZW() = Zukunftswert, RMZ() = regelmäßige Zah-
lung, ZZR() = Zins- oder Zahlungszeiträume und ZINS() = Zinssatz, stehen in Umsetzung
des von Excel verwendeten Äquivalenzprinzips in folgendem Zusammenhang:
Der Barwert wird bis zum Ende aufgezinst, ebenso die regelmäßigen Zahlungen. Zum Ende
wird die Summe mit dem Zukunftswert verglichen.
Die Nutzung einer dieser Funktionen ist gleichbedeutend mit der jeweiligen finanzmathema-
tischen Grundaufgabe: Berechnung eines Werts aus obiger Gleichung, wenn die anderen
Werte bekannt sind. Die Funktionen stellen also die Gleichung nach der gleichnamigen
Größe um (außer bei ZINS – hier wird eine Näherungsrechnung durchgeführt).
HinweisGewöhnlich erfolgen die Angaben des Zinssatzes als Jahreszinssatz. Die genannten Funktionen arbei-
ten nur dann korrekt, wenn die Perioden zum Zinssatz passen. Bei unterjährlicher Verzinsung wird in
der Regel der Jahreszinssatz gleichmäßig auf die Perioden aufgeteilt: 12 Monate zu einem Zwölftel des
Zinssatzes, 3 Monate zu einem Viertel und ein halbes Jahr zur Hälfte.
Praxiseinsatz
Die folgenden Beispiele orientieren sich in den Überschriften am »finanzmathematischen
Sprachgebrauch«.
Renten-
rechnung
Jemand hat bis zum 60. Lebensjahr 100.000,00 angespart und möchte sich monatlich eine
zusätzliche Rente auszahlen lassen. Es gelingt, für 15 Jahre 4,5 % p. a. auf das jeweils vorhan-
dene Guthaben zu vereinbaren. Wie hoch fällt die Rente aus, wenn Kapitalverzehr geplant ist
bzw. wie hoch fällt sie aus, wenn am Ende noch 10.000,00 auf dem Konto sein sollen?
(1 ) 1
(1 ) (1 ) 0
ZZR
ZZR
ZINS
BW ZINS RMZ F ZINS ZW
ZINS
+−
⋅+ + +⋅ + =

Get Microsoft Excel: Formeln & Funktionen - Das Maxibuch, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage now with the O’Reilly learning platform.

O’Reilly members experience books, live events, courses curated by job role, and more from O’Reilly and nearly 200 top publishers.