»Sicherheit« im öffentlichen Sprachgebrauch

Book description

In öffentlichen Diskursen seit dem 11. September 2001 lässt sich ein vielschichtiger Sprachgebrauch von Sicherheit beobachten. Der Vermutung, dass mit Sicherheit eine zentrale gesellschaftliche Legitimationsvokabel der jüngeren Vergangenheit vorliegt, geht die vorliegende Studie mit diskurslinguistischen Mitteln der Düsseldorfer Schule nach. In den Diskursen des „11. September 2001“, der „Eurokrise“ und der „NSA-Affäre“ werden die Mechanismen der sprachlichen Etablierung gesellschaftlicher „Sicherheits-Wirklichkeit“ analysiert. Die Untersuchung zeigt, wie als „existenziell“ perspektivierte Bedrohungsszenarien den Aufstieg von Sicherheit zu einem politischen Schlüsselbegriff ermöglichen. Mit dessen u. a. aus religiöser, staatstheoretischer und anthropologischer Semantik bezogener persuasiver Kraft werden politisch umstrittene Maßnahmen legitimierbar; entsprechend vehement konkurrieren die politischen Akteure um das Mehrheiten verheißende Etikett der „Sicherheitsgewährleistung“. Die in den Diskursen beobachtbaren Konzepte gesellschaftlicher Problemlösung zeugen von „Machbarkeit“ und „Beherrschbarkeit“ und untermauern die gesellschaftliche Bedeutsamkeit der Leitvokabel Sicherheit gerade in als Krisen erlebten Zeiten.

Table of contents

  1. Cover
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Vorwort
  5. Inhalt
  6. Einleitung
  7. Teil I: Zugänge der Diskurslinguistik
    1. 1 Paradigma oder Proteus? Zur Diskursanalyse in der Germanistischen Sprachwissenschaft
      1. 1.1 Diskurs – Karriere eines Begriffs
      2. 1.2 Grenzüberschreitungen: Diskurslinguistik in der Germanistischen Sprachwissenschaft
      3. 1.3 Diskurslinguistische Ansätze im deutschen Sprachraum
    2. 2 Sprachtheoretische Grundlagen für eine Sprachgeschichte als Diskursgeschichte
      1. 2.1 Überblick
      2. 2.2 Überwindung strukturalistischer Dichotomien
      3. 2.3 Sprache als wirklichkeitskonstitutives Element
      4. 2.4 Bedeutungskonstitution in der kommunikativen Interaktion
      5. 2.5 Sprachspiel und Diskurs
    3. 3 Von der Begriffsgeschichte zur Diskursgeschichte
      1. 3.1 Kritischer Vorläufer: Die theoretischen und methodischen Mängel der Begriffsgeschichte als Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Diskurssemantik
      2. 3.2 Diskursgeschichtliche Analyse in der sprachwissenschaftlichen Praxis
    4. 4 Sprachgeschichte als Problemgeschichte der Gegenwart
      1. 4.1 Überlegungen zum öffentlichen Sprachgebrauch
      2. 4.2 Kontroverse Begriffe
      3. 4.3 Leitvokabeln und politische Semantik
      4. 4.4 Metaphernanalyse
      5. 4.5 Argumentationsanalyse
      6. 4.6 Frame-Semantik
      7. 4.7 Überleitung
  8. Teil II: Sicherheit im öffentlichen Sprachgebrauch
    1. 5 Konzeption der empirischen Analyse
      1. 5.1 Zielsetzung
      2. 5.2 Stand der Forschung
      3. 5.3 Begriffsgeschichtliche Fundierung
      4. 5.4 Quellen
      5. 5.5 Methodik
    2. 6 „[D]as Gefühl von Angst, Unsicherheit, Sorge vor Terror und Krieg“ – Der Diskurs um die Ereignisse des 11. September 2001 in Deutschland
      1. 6.1 Vorbemerkungen und Themen
      2. 6.2 „[W]ir haben eine völlig neue Bedrohungssituation. Es gibt daher eine Notwendigkeit für erhöhte Sicherheit – das steht fest. Das erfordert auch politisches Handeln.“ – Übergreifende Beobachtungen zum Sprachgebrauch in unmittelbaren Reaktionen auf die Ereignisse vom 11. September 2001
      3. 6.3 „Die Regierung zerbricht beinahe, wenn sie ihre Unterstützung für einen Krieg gegen den Terror und damit für mehr Sicherheit erklären soll.“ – Sprachliche Strategien in der Debatte um den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan
      4. 6.4 „Dieses umfangreiche Maßnahmenpaket (...) garantiert ein Optimum an Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger.“ – Der innenpolitische Sicherheitsdiskurs nach dem 11. September 2001
      5. 6.5 Resümee
    3. 7 „Eine stabile Währung ist ein hohes Gut. Sie gewährt ein elementares Gefühl der Sicherheit.“ – Die Debatte um Griechenland und den Euro im Jahr 2010: ein Sicherheitsdiskurs?
      1. 7.1 Vorbemerkungen und Themen
      2. 7.2 Wegweiser aus der diskurslinguistischen Forschung: Ergebnisse des DFG-Projekts „Sprachliche Konstruktion sozial- und wirtschaftspolitischer Krisen in der Bundesrepublik Deutschland von 1973 bis heute“
      3. 7.3 „Die Folgen einer Zahlungsunfähigkeit wären unabsehbar. Das würde die Stabilität des Euro in Frage stellen.“ – Sicherheitssemantik im Diskurs um Griechenland und den Euro 2010
      4. 7.4 Resümee
    4. 8 „[D]ie Zwangslage und die ganze Hilflosigkeit, mit der unsere Weltgesellschaft im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsbedürfnis, totaler Vernetzung und Freiheitsrecht steht“ – Der Diskurs um die NSA-Affäre 2013 in Deutschland
      1. 8.1 Vorbemerkungen und Themen
      2. 8.2 „Der Gebrauch des elektronischen Ohrs, dessen Wert nach dem 11. September von New York enorm zugenommen hat, ist eine Gefahr geworden, weil das Gleichgewicht zwischen Sicherheit, öffentlicher und privater Freiheit und dem Recht auf Information noch nicht gefunden wurde.“ – Sicherheit in neuer Kontroverse
      3. 8.3 Resümee
    5. 9 Synopse und Ausblick
  9. Topos- und Belegwortlisten
    1. Diskurs um die Ereignisse des 11. September 2001
  10. Diskurs um Griechenland und den Euro 2010
  11. Diskurs um die NSA-Affäre 2013
  12. Literaturverzeichnis
    1. Verzeichnis der Quellentexte
    2. Sekundärliteratur

Product information

  • Title: »Sicherheit« im öffentlichen Sprachgebrauch
  • Author(s): Annelie Schmidt
  • Release date: August 2018
  • Publisher(s): De Gruyter
  • ISBN: 9783110603040